Januar 2021

Man kann sich im Hospiz (was) trauen…

Es begann am 18.01.2021. Frau S. kam zur Aufnahme als Gast in unser Hospiz. Sie ist 30 Jahre jung und hat Leukämie im Endstadium. Frau S. ist seit 12 Jahren standesamtlich verheiratet und hat drei Kinder im Alter von 8, 10 und 12 Jahren.

Ihr größter Wunsch war es, kirchlich zu heiraten. Sie und ihr Mann hatten das Aufgebot für Anfang April 2021 in ihrer Heimatpfarrei schon bestellt. Doch die Krankheit schritt sehr schnell voran und dieser Termin schien nun utopisch.

Frau S. hat in der ersten Woche ihres Aufenthaltes im Hospiz immer wieder verschiedenen meiner Kolleginnen von ihrem großen Wunsch erzählt und so haben wir ihren Wunsch im Team besprochen. Wir waren sofort dafür, ihr den Wunsch der kirchlichen Trauung im kleinen Kreis zu ermöglichen. Sie und ihr Mann haben unser Angebot sofort dankbar angenommen.

Nun musste die Planung schnell beginnen, denn wir hatten nur 6 Tage Zeit, da sie sich den 28.01.2021, ihren zwölften standesamtlichen Hochzeitstag dafür ausgesucht hatten. Plötzlich war ich nicht nur Krankenschwester, sondern auch Weddingplanerin !

Ihr Heimatpfarrer war sofort bereit, die Trauung zu vollziehen. Da unsere Hospizkapelle zu klein war, fand die Feier in unserer Mutterhauskirche statt.

Für die musikalische Umrahmung fand ich einen Organisten und einen Trompeter. Auch eine schöne Hochzeitskerze konnte in der Kürze der Zeit individuell angefertigt werden.

Nun war der große Tag gekommen. Frau S. wurde von ihrem Vater zum Altar geführt – es war sehr bewegend. Ihre zwei ältesten Söhne haben die Fürbitten vorgetragen und ihre kleine Tochter hat ihren Eltern die Eheringe übergeben. Beim Entzünden der Hochzeitskerze habe ich ein Gedicht von Hans Ketelhut (Die Hochzeitskerze spricht) vorgelesen.

Während dieser Trauung gab es sehr viele emotionale Momente, besonders, weil jeder von uns wusste, dass es der letzte große (erreichbare) Wunsch im Leben dieser Frau war.

Wir, das Hospizteam, sind dankbar, dass wir Frau S. und ihrem Mann diesen Wunsch noch erfüllen konnten.

Es zeigt sich: Hospizarbeit ist mehr als nur Pflege und darüber sind wir sehr froh.

Schwester Katharina M. Gester